„Almwirtschaft im Fokus“
Am 18. und 19. September fand wieder die jährliche Fortbildungsveranstaltung für AlmwirtschaftslehrerInnen und -beraterInnen statt, die heuer an der Landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof und im Astental unter dem Motto „Almwirtschaft im Fokus“ abgehalten wurde. Insgesamt 24 Interessierte aus fünf Bundesländern der Alpenregion reisten zu dieser bereits zehnten Auflage der Veranstaltung an. Verankert ist dieser Kurs im Lehrer/-innen- und Berater/-innen-Fortbildungsplan der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, organisiert wird er in Kooperation mit dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) Österreich. Neben der fachlichen Weiterbildung stellt der Erfahrungsaustausch aller Beteiligten immer einen wichtigen Eckpfeiler dieses Seminars dar. Die Landwirtschaftliche Fachschule Litzlhof als Gastgeber und die Mitorganisator/inn/en DI Barbara Kircher vom Land Kärnten und Ing. Josef Obweger, Obmann des Almwirtschaftsvereines Kärnten begeisterten durch einen perfekten Ablauf der Veranstaltung und ein eindrucksvolles Programm.
Gesundheitlicher Mehrwert von Almprodukten
Dr. Georg Lexer, Mediziner und pensionierter Chirurg, widmet sich seit Jahren dem gesundheitlichen Mehrwert von Almprodukten und der positiven Wirkung von Almen auf das allgemeine Wohlbefinden. In einem höchst spannenden Beitrag zeigte er Ernährungstendenzen der österreichischen Bevölkerung auf und verwies auf damit verbundene Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme oder Krebs. In weiterer Folge wurden Potenziale der Almprodukte aufgezeigt. Deren Inhaltsstoffe genau zu analysieren, könnte Lexer zufolge möglicherweise als weitere Argumentationsgrundlage in der Vermarktung von Almprodukten dienen.
Bewirtschaftung an Pflanzengesellschaften anpassen
Ein weiteres Thema war die Bestimmung der Almflora als Grundlage für eine standortangepasste Almbewirtschaftung. Dieses Thema wurde sowohl theoretisch am Litzlhof, als auch an Ort und Stelle auf der Alm im Astental behandelt. In diesem praktischen Teil des Beitrags von DI Norbert Kerschbaumer, Ökologe und Landschaftsplaner, wurde allen die enorme Vielfalt an Pflanzenarten auf den Almen vor Augen geführt. Auch wurde klar, dass von der Flora gezielte Rückschlüsse auf die Bodenverhältnisse und die Bewirtschaftung gezogen werden können.
GPS als wertvolles Instrument bei der Almbewirtschaftung
Beim Beitrag von Andreas Angerer, Förster der Waldwirtschaftsgemeinschaft (WWG) Kärnten, wurde deutlich, dass das Global Positioning System (GPS) als wertvolles Instrument zur Orientierung und Lagebestimmung auf Almen dienen kann. Von Vorteil ist, dass die modernen Mobiltelefone bereits über sehr gute GPS-Sensoren verfügen. Insbesondere bei Notfällen kann die genaue Bestimmung der Koordinaten bzw. der Lage die Rettungskette maßgeblich beschleunigen. In einem theoretischen Teil beleuchtete Angerer zunächst verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten und die Interpretation der unterschiedlichen Koordinaten-Schreibweisen. Im praktischen Teil wurde das anschließend im Freien geübt. In Zukunft könnte GPS außerdem bei der Lagebestimmung von Weidevieh zum Einsatz kommen und somit die Almbewirtschaftung maßgeblich erleichtern.
Projekt Langzeitarbeitslose auf Kärntner Almen
Ing. Obweger und Daniel Koch, Geschäftsführer des Almwirtschaftsvereins Kärnten, stellten weiters das erfolgreiche und seit 2015 laufende Projekt „Langzeitarbeitslose auf Kärntner Almen“ vor. Dieses ist von der Sozialabteilung des Landes Kärnten und dem Kärntner Almwirtschaftsverein ins Leben gerufen worden und hat zum Ziel, arbeitslosen Menschen durch eine sinnerfüllte Tätigkeit einen möglichen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Insbesondere werden die Teilnehmer/-innen bei Schwendarbeiten eingesetzt. Da Personal- und Zeitmangel ein zunehmendes Problem auf den österreichischen Almen darstellen, ist das Projekt von beiderseitigem Nutzen. Außerdem profitiert die gesamte Gesellschaft von gepflegten Almen und zugänglichen Wanderwegen. Seit 2016 ist auch das Gemeinnützige Personal Service Kärnten als Dienstgeber in das Projekt eingebunden. Die Auswahl geeigneter Mitarbeiter/-innen erfolgt durch das AMS.
Voraussetzungen für den Schutz von Alm- und Bergprodukten
DI Markus Fischer, Geschäftsführer der Almwirtschaft Österreich, ging im nächsten Vortrag auf aktuelle Markttrends ein, die auf eine verstärkte Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln mit Herkunftsangabe hinweisen. Demnach ist eine einfache und vertrauenswürdige Kennzeichnung von Alm- und Bergprodukten von entscheidender Bedeutung. Langfristiges Ziel der Almwirtschaft Österreich ist deswegen eine spezielle Wort-Bild-Marke „Alm“. Diese soll eine Wertsteigerung für Almprodukte ermöglichen, die noch nicht über bereits existierende, gute Regionalinitiativen vermarktet werden. Fischer erläuterte die dafür geltenden rechtlichen Voraussetzungen und zeigte Hintergründe auf.
Hütehundevorführung – Der Einsatz von Hütehunden in der Schafhaltung
Am Ende des Seminars verdeutlichte ### Günther Kramer eindrucksvoll, wie mit Hilfe von Hütehunden die gezielte Koppelung von Schafen erleichtert werden kann. Die Vorführung von den Border Collies beim Umtrieb einer Schafherde begeisterte alle Teilnehmer/innen. Weiters vermittelte Kramer Hintergründe und Wissenswertes zum Thema Schafhaltung auf Almen mit Hütehunden. Hierbei wurde nochmals unterstrichen, welches Knowhow notwendig ist, um Schafhaltung in dieser Form betreiben zu können. Zusätzlich erzählte der Vortragende aus seiner langjährigen Tätigkeit als Wanderschäfer.
Wichtig ist abschließend, dass nach derzeitigem Stand der Planung die Fortbildung 2018 an der Landwirtschaftlichen Fachschule Grabnerhof und im Naturpark Sölktäler in der Steiermark stattfinden wird.