Landwirtschaft und Schule
Durchführung der Erhebung
Im Wintersemester 2004/05 wurden LehrerInnen verschiedener Schultypen, die sich bereits mit dem Thema Landwirtschaft im Unterricht beschäftigt haben, mittels stan-dardisierten Fragebogens befragt. Viele von ihnen haben die Wanderausstellung zum Thema Landwirtschaft (das Bauernjournal berichtete in einer der letzten Ausga-ben) gebucht und mit ihren SchülerInnen besucht. Die Mehrheit der befragten Lehre-rInnen unterrichteten an AHS Unter- und/oder Oberstufen. Aber auch LehrerInnen von Handelsakademien und Handelsschulen sowie HBLA's für wirtschaftliche Berufe wurden befragt.Bei den von den Lehrern unterrichteten Gegenständen dominierten Geografie, Chemie, Biologie und Umweltkunde.
Die Studie wurde vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft im Auftrag des LFI Österreich durchgeführt und von der EU und dem Lebensministerium gefördert.
Landwirtschaftliche Themen sind wichtig, aber im herkömmlichen Schulunter-richt nicht vorgesehen
Das Thema Landwirtschaft wird von den LehrerInnen als sehr wichtig und als Grund-lage des täglichen Lebens angesehen. Im Gegensatz zu allgemein bildenden höhe-ren Schulen (AHS), die in verschiedenen Gegenständen sowie fächerübergreifend Möglichkeiten bieten, Landwirtschaft in den Unterricht einfließen zu lassen, ist dies in berufsbildenden mittleren und höheren Schulen nicht vorgesehen. In kaufmänni-schen Schulen findet die Landwirtschaft keine Berücksichtigung im Lehrplan.
Jüngere Schüler haben mehr Interesse als ältere
Die befragten LehrerInnen stellten fest, dass SchülerInnen der Unterstufe leichter mit landwirtschaftlichen Themen zu erreichen sind. Im Gegensatz dazu haben Schüle-rInnen der Oberstufe meist keinen persönlichen Bezug mehr zur Landwirtschaft und kennen die Nahrungsmittel nur mehr aus dem Supermarkt. Der Beruf LandwirtIn wird als uncool angesehen. Dieses Phänomen trifft auf Jugendliche v. a. im städtischen Bereich, zunehmend aber auch in ländlichen Regionen zu.
Landwirtschaftliches Interesse wecken ist abhängig von den Unterrichtsmethoden
Die LehrerInnen haben in der Befragung angemerkt, dass es möglich ist, Jugendli-che für die Landwirtschaft zu begeistern, wenn die richtigen Unterrichtsmethoden gewählt werden und auch entsprechende Materialien zur Verfügung stehen. Wesent-lich ist es auch, den direkten Bezug zur Landwirtschaft herzustellen, beispielsweise über Exkursionen oder durch Gastvorträge von ExpertInnen. Als Einstiegsthemen eignen sich insbesondere Gesundheit und Ernährung, Umwelt und Landschafts-schutz, biologische Landwirtschaft sowie Tierhaltung und Tierschutz.
Unterrichtsmaterialien fehlen, sind aber sehr wichtig
Nach Meinung der befragten LehrerInnen ist zu wenig Unterrichtsmaterial vorhan-den, v. a. in der Oberstufe. Viele kritisieren die mangelnde Aktualität des vorhande-nen Materials, veraltete Statistiken und die Nichtberücksichtigung von politischen Themen wie Landwirtschaft und Europäische Union. Es wurde festgestellt, dass Ma-terialien für die Oberstufe anschaulich und erlebnisorientiert gestaltet sein und zur Eigeninitiative anregen müssen. Die befragten LehrerInnen vermissen aktuelle Me-dienpakete sowie computer- und internetbasierte Materialien, die sowohl für Lehre-rInnen als auch für SchülerInnen downloadbar sind. Dabei ist den internetbasierten Materialien der Vorzug zu geben, da gedruckte Materialien und gebrannte CD-ROMs nur schwer nachträglich aktualisiert werden können. Diese haben aber trotzdem ihre Vorteile insbesondere für LehrerInnen mit wenig Vorwissen, die die thematisch struk-turierten Inhalte bereits als Leitfaden für den Unterricht verwenden können.
Ergebnisse der Befragung werden bereits umgesetzt
Im Rahmen des LFI-Poolprojektes wird bereits an der Realisierung der Wünsche der LehrerInnen gearbeitet. Ein Katalog aller bereits vorhandener und im Unterricht ein-setzbarer Medien wird demnächst fertiggestellt. Darüber hinaus wird ein eigenes Fo-lienset mit CD-Rom (Medienpaket) für den Einsatz in der AHS und BHS-Oberstufe zusammengestellt und allen interessierten LehrerInnen zur Verfügung gestellt. Letz-lich ist auch die Einrichtung einer Homepage mit der Möglichkeit des Downloads von Unterrichtsmaterialien für LehrerInnen und Arbeitsblätter für SchülerInnen geplant. Daneben wird die Aktion des BMLFUW (gemeinsam mit der Umweltbildung) zur Schule am Bauernhof in Richtung spezielle Angebote für die Oberstufe weiter aus-gebaut.
Detailergebnisse
- Einschätzung des Interesses der Schüler am Thema Landwirtschaft: Zum Groß-teil (rd. 90 %) nur durchschnittliches bzw. geringes Interesse am Thema Land-wirtschaft.
- Quellen für zusätzlich verwendetes Unterrichtsmaterial: 66 % aus der Bibliothek, 62 % von den Landwirtschaftskammern, 48 % vom Landwirtschaftsministerium und 40 % aus dem Internet (Mehrfachnennungen waren möglich)
- Einbringung des Themas Landwirtschaft in den Unterricht: 28 % verwenden nur die Schulbücher, 35 % werden selbst aktiv und erstellen zusätzliches Unter-richtsmaterial, 31 % haben an Projekten (z. B. Bauernhofbesuch) teilgenommen
- Verwendete Unterrichtsmaterialien: 43 % Schulbuch, 36 % Folien, 25 % Dias und Filme, 18 % Artikel aus Zeitungen, nur 11 % aus dem Internet
- Grundhaltung der Schüler zum Thema Landwirtschaft aus der Sicht der Lehrer: 75 % der Schüler erkennen die Bedeutung der Landwirtschaft, aber interessieren sich nur wenig dafür, 11 % wissen wenig über Landwirtschaft und interessieren sich nicht dafür, 14 % interessieren sich sehr
- Projekte zum Thema Landwirtschaft: 44 % der Lehrer haben davon gehört, 19 % bereits an Projekten teilgenommen und 37 % ist nichts bekannt
- 100 % der Lehrer halten Initiativen und Projekte für sinnvoll und gut, Gegenargu-mente sind strukturelle Probleme der Schule und Stundenkürzungen und "nicht" mangelndes Interesse der Schüler
- 70 % der Lehrer meinen, dass das vorhandene Unterrichtsmaterial nicht ausreicht
- Abbildung 8 Akzeptanzprofil: Anteil der Zustimmung bzw. Ablehnung zu konkreten Aussagen (siehe Abbildung 8)
- Wanderausstellung des Wirtschaftsmuseums - eingetroffene Erwartungen: 36 % meinen, dass Interesse für die Landwirtschaft geweckt wurde, für 30 % war es ein guter Einblick in die Thematik, für 21 % besteht jetzt mehr Verständnis für die Be-deutung der Landwirtschaft und 27 % erwähnten die Abwechslung im Schulalltag.